Meuterei
Während die Glut der Lagerfeuer schon langsam verglühte,
entflammte ein ohrenbetäubendes Gebrüll in unserem Lager: „Nieder mit dem
Sultan! Nieder mit dem Sultan!“ durchzuckte die einstige Stille der Nacht. Die
Gemüter waren erhitzt, der Wille gestärkt, der Mut erhoben, der Tatendrang kaum
zu bremsen: Morgen würden wir den Sultan zur Rede stellen und unsere vollkommene
Freiheit von ihm einfordern! Morgen würden wir ihn, wenn es sein musste,
stürzen und uns nehmen, was uns zustand und seine Grenzen niederreißen.
Was war nur passiert? Hatten wir nicht erst gestern noch die
Güte des Sultans gelobt? Seine Liebe geschätzt? Seine zuvorkommende Art
gewürdigt? Was hatte unsere Meinung so ändern und unsere Wut und Entschlossenheit
so entzünden können?
Die Dunkelheit der Nacht vermochte nicht nur die Natur, den
Wald und unsere Zelte zum Schutz verborgen zu halten, sondern auch ganz anderes
in sich einzuhüllen. In der Sanitäranlage brannte noch das Licht. Vereinzelt
sah man zähneputzende Gestalten über die Paletten streifen, hörte noch die ein oder
andere Unterhaltung und erblickte eine kleine Schar, die die Wache in dieser
Nacht übernommen hatte und einen Kontrollgang machte. Sie leuchteten die Zäune
ab, gingen die Pfade ab, erkundeten die weiten Felder, bis sie plötzlich, im
Dickicht des Waldes, Männer erblickten. Räuber! Sie packten und fesselten sie
und schleppten sie auf den Versammlungsplatz. Alle Gruppen kamen aus ihren
Zelten gestürmt, um die Räuber für das zu bestrafen, was sie uns angetan
hatten. Wenn es uns selbst möglich war die Räuber zu fangen, unsere eigene
Gerechtigkeit auszuführen und uns zu verteidigen, wozu brauchten wir dann noch
einen Sultan? Mit all seinen Regeln, Einschränkungen und Geboten zwängte er uns
in ein Leben, das wir so nicht gewollt hatten, von dem wir loskommen wollten,
damit wir endlich wieder in Freiheit leben könnten. Er hatte es nicht einmal
geschafft die letzte Gruppe zurückzubringen, sondern hatte sie ihrem eigenen
Weg überlassen und sie sich alleine durchschlagen lassen.
Auch wenn wir den Nachmittag damit verbracht hatten unsere
Lager weiter einzurichten und uns ein Zuhause zu schaffen, würden wir all das
am morgigen Tag riskieren, indem wir von dem Sultan fordern würden, was uns
zustand.
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