Freitag, 8. August 2014

Rache

Das Vertrauen, das wir dem Sultan gestern noch zugesagt hatten, wurde gleich am nächsten Morgen auf die Probe gestellt. Nach einem herrlichen, ausgiebigen Frühstück, dem treuen Erfüllen unserer Ämter und der Stillen Zeit konnten wir es kaum noch abwarten endlich die Bau- und Bastelworkshops zu machen und uns mit neuen Armbändern, Dolchen, Schmuckkästen, Tüchern, Fackeln und vielen anderen Dingen einzudecken und unserer Kreativität freien Lauf zu lassen. Doch diese Vorfreude wurde von dem Sultan niedergeschlagen, als er uns völlig grundlos in den Wald schickte. Einen Wald, in dem nichts war außer Bäume und Brennnessel. Mürrisch und unsere gestrige Entscheidung hinterfragend begaben wir uns in den Wald am anderen Ende der Wiese. Uns schien es fast, dass er uns mit den Gruppenspielen, die wir nun bewältigen mussten, nur ärgern und auf die Probe stellen wollte. Aber wir hatten ja keine andere Wahl. Also motivierten wir uns, forderten uns in unseren Familien gegenseitig heraus und schafften es sogar die Zeit so richtig zu genießen, uns anzustrengen, zu ermutigen, Stärken und Schwächen kennenzulernen, weiterzumachen, wo wir glaubten nicht mehr weiter zu können und uns so richtig auszupowern.
Als wir wieder zurück Richtung Lager gingen sahen wir schon von weitem, dass irgendetwas nicht stimmte. Bänke und Tische waren umgeworfen und unsere Habseligkeiten über den gesamten Platz verteilt. Als wir näher kamen, gefror das Blut in unseren Adern: der Sultan lag verdreckt und blutverschmiert auf dem Platz vor dem großen Turm! Nachdem er versorgt und verarztet war erzählte er uns, dass die Räuber einen Rachefeldzug geplant und hier gewütet hatten, weil wir ihre Freunde gefangen genommen hatten. Er hatte gewusst, dass mit uns dasselbe passiert wäre, wenn wir dageblieben wären. Deshalb hatte er uns weggeschickt, deshalb hatte er unsere Vorfreude niedergeschlagen: das alles hatte er nur getan, weil er uns so gern hat. Wir hatten seine Liebe und Freundlichkeit nicht verdient, weshalb wir beschlossen, ihm zu Ehren morgen ein Fest zu feiern, das unserem Sultan würdig sein und das er niemals vergessen würde.